Einfach immer nur Fotos machen...

Es scheint ein weit verbreiteter Irrtum unter Amateurfotografen zu sein, daß der Besitz der "richtigen Ausrüstung" allein zu perfekten Fotos führt. Ein Irrtum, der von den Marketingabteilungen der Gerätehersteller fleißig genährt und unterstützt wird. Gitarrengott Eric Clapton pflegt auf die Frage nach seiner  doch sicherlich ganz besonderen Fender Stratocaster Gitarre zu antworten: "It's not the guitar... (it's the player," sagte er wohl in britischem Understatement nicht dazu).

Damit ist an sich schon alles gesagt. Auch Naturfoto Altmeister Fritz Pölking schreibt in einem seiner vielen Bücher, er sei es Leid nach seiner Kamera gefragt zu werden. Einen Starkoch frage man auch nicht nach seinen Töpfen oder einen Maler nach seinen Pinseln...

Nun liegt es mir fern, mich in diese Riege einordnen zu wollen. Aber trotzdem bekomme ich die Frage oft gestellt, nach Vorträgen, auf Seminaren oder ähnlichen Veranstaltungen. "Sie benutzen doch sicherlich eine Hasselblad," wurde mir von einem Teilnehmer unterstellt, der sich gerade - offensichtlich mit Begeisterung einen Diavortrag über Schottland angeschaut hatte. Ganz normale Kleinbilddias in zwei Caroussell Projektoren in Überblendtechnik, aber schön groß und scharf projiziert. Irgendwann in den 1990er Jahren.

Ich muß sowas als Kompliment nehmen, denn der Zuschauer erkennt, hier kommt eine gute Bildqualität, die er mit der teuersten Kamera, die er kennt, der schwedischen Hasselblad, verbindet. Mal davon abgesehen, das Hasselblad ein 6 x 6 cm Format auf 120er Rollfilm und Nikon "bloß" ein 24 x 36mm Dia auf 35mm Film oder "135er Film" ist.

Gut, die Filmära ist nun schon mehr als 10 Jahre vorbei, Digitalkameras (ab Format MFT/APS-C aufwärts) gibt es seit gut 20 Jahren auf Consumerniveau und heutzutage sind sie so gut und auflösungsmäßig besser wie die besten in der Filmära.

Die subtile Fragestellung von Leuten, die Bilder auf meiner (dieser Webpage) betrachten oder meine Bilder in Büchern und auf Vorträgen sehen und das Ergebnis mit dem eigenen Bemühen vergleichen, fragen immer noch nach der Kamera, aber doch genauso häufig nach der verwendeten Bearbeitungssoftware. Die gezeigte, erreichte Bildqualität kann - ihrer Meinung nach - nur ein Produkt aus toller Ausrüstung mit aufwändiger Nachbearbeitung mit Photoshop (PS 1.0 erschien bereits 1990, aber nur für Profizwecke auf dem Mac) oder Lightroom (seit 2007) sein, man kennt das ja aus der Werbung und aus dem Internet...

Wenn ich dann antworte, nein, so wäre das nicht, schaue ich meist in ungläubige Gesichter! Dann muß ich zu einer längeren Erklärung ansetzen, wie ich persönlich arbeite und warum Software nur einen geringen Anteil am Aussehen meiner Bilder hat.

Damit ich das nicht immer wiederholen muß, so wie jetzt auf Falkland oder im letzten Sommer auf Galapagos, habe ich beschlossen meine Arbeitsweise einfach mal aufzuschreiben. Dazu eine kleine Anekdote: 

Die Mitreisenden (auf der Galapagos Tour), alles "Kleinchipknipser*", betrachten meinen Fotorucksack und mein Stativ mit Interesse und ein wenig Argwohn. (Vielleicht hält der die ganze Gruppe auf, mit seinem ganzen Zeugs?) Nach dem ersten Landgang meinte einer der Australier ohne auch nur ein einziges Bild von mir gesehen zu haben: "sieht so aus, als wüstest du genau, was du da tust."

Gemeint waren Aufnahmen wie diese hier am Strand von Bachas bei unserem ersten Landgang auf Santa Cruz        © Achim Kostrzewa (8-9/2015)

(Kleinchipknipser*= alles was kleiner ist als MFT, was 1/4 von Kleinbild entspricht. Böser Ausdruck für Fotoamateure, die mit einer kleinem Sony, Lumix o.ä. einen ganzen Fotorucksack von WW 24 bis 600mm Tele mit einer 500g Kamera abdecken. Ja, ein wenig Neid auf das geringe Gewicht ist auch dabei. Hab ich nicht erfunden, sondern in einem Forum als Schimpfwort gelesen und mich köstlich amüsiert).

Das habe ich als wirklich schönes Kompliment empfunden!

Hier hat also jemand aus der Fertigkeit, mit der ich meine relativ komplexe Ausrüstung handhabe, auf die für ihn nicht sichtbaren Ergebnisse meiner Tätigkeit geschlossen. So machen wir das ja häufig bei Sachen, die wir selber nicht so gut können. Ein Eisläufer, der sein technisch schwieriges Programm mit Leichtigkeit und Eleganz präsentiert, wird bewundert und gewinnt Medaillen. Aber man sieht das Ergebnis seiner Kunst sofort, unterschätzt aber immer die Schwierigkeit dorthin zu kommen.

Beim Fotografen liegt zwischen dem Vorgang des Auslösens und der Präsentation des Ergebnisse ja meist einige Zeit! Die Reisebegleiter, ein zufällig von den Anbietern zusammen gewürfelter Haufen, interessieren sich aber oft für diese Ergebnisse und wollen sie auch mit den eigenen vergleichen. Bei mir müssen sie dann mindestens auf den Reisebericht warten. Und spätestens dann kommen die Nachfragen nach der Software...

Aber um es klar zu sagen: weder die Kamera, das Objektiv noch die Software MACHEN die Bilder. DAS TUT NUR DER MENSCH DAHINTER! Daraus folgt, das dieses Tun der Erfolgsfaktor sein muß; natürlich muß das Werkzeug gewisse Anforderungen erfüllen...

Meine persönlichen "Erfolgsfaktoren" sind:

ALSO: 90% mache ICH mit der KAMERA, 10% mit dem PC.

Das bedeutet auch, daß ich auf einige Techniken bislang verzichte wie: HDR, Stacking, gestichte Panoramen. Wobei, die Panoramen mache ich für die Landschaftsfotografie seit vielen Jahren, schon mit Mittelformat auf Dias; am PC zusammengesetzt habe ich bisher nur eine handvoll. Das mache ich erst, wenn ich mal mehr Zeit habe.

Hier ist so ein Stich aus zwei unverzerrten Mittelformatdias (Fujichrome Velvia RVP, 50 ASA), die mit einem 50mm Shiftobjektiv als rechts-links Bildpaar vom schweren Stativ aus mit einer "Mamiya 645 Super" aufgenommen wurden. Mesa Arch im Canonlands NP, Arizona bei Sonnenaufgang.* Die beiden Dias stammen aus den 1990er Jahren, wurden aber erst 2009 digitalisiert, um eine Software auszuprobieren. Das Ergebnis ist gut, der Aufwand aber doch ziemlich groß.  © Achim Kostrzewa

 

Vorbereitung

Alle meine Reisen werden durch Recherche vorher intensiv vorbereitet. Meine Interessenschwerpunkte sind dabei meine Studienfächer: Biologie, Tierökologie, physische Geographie, Geologie, Erdgeschichte. Ich lese also "alles", was mich interessieren könnte, VORHER. Dabei wenig im Netz oder bei WIKI, weil voller Fehler, sondern gute Reiseführer (z.B. von Kollegen, die ich kenne), die mir empfohlen werden, Reiseberichte in Buchform, auch wenn sie völlig veraltet erscheinen, wissenschaftliche Untersuchungen im Originaltext, die meine speziellen Interessen betreffen.

Aus diesem Material wird eine Reiseroute destilliert und eine Bild-/Motivliste erstellt. Wenn ich die grob habe, recherchiere ich nochmals soviel über die einzelnen Photolocations, wie ich kann. Dann weiß ich genau, was mich dort erwartet, ob man ein Stativ aufbauen kann oder nicht und wie weit die Motive entfernt sein werden. Wichtig ist auch die beste Tageszeit wegen des Lichtes und wie die Location exponiert ist. Also ob man Morgens oder Abends vor Ort sein sollte.

*Das Bild vom Mesa Arch ist ein gutes Beispiel für Vorbereitung: Wir mußten um 4:00 aufstehen und um 4:15 mit Taschen- und Stirnlampen bei völliger Dunkelheit vom Campingplatz los, um um 4:35 vor Ort zu sein. Ich war der Erste dort und konnte mein Stativ daher optimal platzieren. Wenn ich nur 10 Min. später da gewesen wäre, da waren dann schon 20 Leute dort und diese Panoramaaufnahme wäre nicht möglich gewesen.

 

Fototechnische Kenntnisse

Habe ich mir als Autodidakt seit meinem 9.-10. Lebensjahr angeeignet. Beginnend mit einer KODAK Instamatic 50 (Filmkassette 24 x 24mm auf 135 Film). Dazwischen gab es eine alte 6 x 9 cm Kamera vom Opa und eine Minolta SRT 101. Viel Dunkelkammer Arbeit in SW. Mit 20 bin ich zum NIKON System gewechselt: FM mit 2/50mm Nikkor. Dabei bin ich bis heute geblieben. 2007 kam als erste digitale Spiegelreflex die D300 dazu.

Diese frühen Kameras waren alle ohne jede Automatik: Zeit, Blende, ISO, die einzig möglichen Einstellungen. Belichtung erfolgte TTL (=through the lens) also mit Innenmessung, oder bei der Mittelformatkamera (Filmformat 120) auch mit einen Handbelichtungsmesser, am besten mit einem Spotaufsatz, der eine Punktmessung im Motiv erlaubte. Habe mir mit Hilfe der Bücher von Ansel Adams für SW das "Zonensystem" beigebracht, was den Vorteil hat, das man seine Negative vor Ort so belichten kann, daß man später in der DUKA ein technisch optimales und reproduzierbares Ergebnis erzielt. Diese Methode habe ich später für meine Diafotografie weiterentwickelt.

Meine Ausrüstung bestand bis zu Beginn der 1990er Jahre aus zwei Gehäusen mit Motordrive, je einer FM und FE, den manuellen Nikkoren 2,8/28mm, 2/50mm, 4/105mm Makro, 4/200mm was später durch ein 2,8/180 ersetzt wurde und 400mm Novoflex Schnellschuß. Dies wurde einige Jahre später gegen ein 5,6/400 IF-ED Nikkor getauscht, wegen der besseren Qualität. Irgendwann kam dann noch das teuere 2,8/20mm dazu. 1994 habe ich eine gebrauchte F4s mit Blitz SB 24 gekauft, sowie die AF Linsen 1,8/85, 2,8/80-200. Das 180er wurde gut verkauft. Das 5,6/400 IF-ED durch ein gebrauchtes, lichtstarkes 3,5/400 IF-ED mit TC 301 ersetzt.

In den 1990er Jahren waren die FM2 und das AIS 3,5/400 IF-ED meine "Brot-und-Butter" Ausrüstung, mit der sehr viele Fotos in diversen Büchern und Zeitschriften entstanden sind. Scan vom Dia. © Renate & Achim Kostrzewa 

Diafotografie - "You press the button, and we do the rest" war mal das Werbemotto von Kodak (für die alte Brownie Kamera in den 1950er Jahren). Gemeint war die Filmentwicklung bei Kodak. Beim Diafilm ist dann auch der Prozess zu Ende. Das muß man verstehen, wenn man meine Arbeitsweise nachvollziehen will. Dieser Film muß auf eine 1/3 Blende genau belichtet sein, sonst ist er zu dunkel oder zeigt schon ausgefressene Lichter. Für den Druck kann er besser 1/6 zu "hell" sein, für die Projektion 1/6 zu "dunkel", dann ist die Farbsättigung optimal. Der Spielraum ist also annähernd NULL. D.H. wenn ich mit einem Fotoauftrag nach Schottland gefahren bin, mußte ich schon beim Belichten der Filme sicher sein, daß das Ergebnis druckfähige Bilder liefert. Aber wir hatten damals keine Möglichkeit die Bilder auf den Kameramonitor anzusehen. Einzig konnte man Polaroids machen, um zu sehen ob die Belichtung wenigsten in etwa stimmte. Ein Fotograf, der sein Handwerk nicht beherrschte, war sofort wieder draußen, denn die Bildredakteure nehmen nur Bilder, die sie auch problemlos drucken können. Das war eine harte Schule. Hat sich aber gelohnt, denn zwischen 1993-2000, habe ich jede Menge (eigene) Bücher bebildert. Und Bilder wurden damals erheblich besser bezahlt als Texte.

Ich habe im Laufe der Zeit Erfahrungen in vielen Metiers sammeln können: Mikro- und Makrofotografie für Geologie und Biologie, Reportagen für Tageszeitungen, Reisereportagen für Magazine und fremde oder eigene Bücher, professionelle SW Dunkelkammerarbeit als Auftrag für diverse Male Photokina in Köln und so weiter.

Kann also meine jeweiligen Kameras bedienen wie aus dem FF. Wechsele nur selten die Gehäuse. Also nur bei Verschleiß, habe eine Nikon FE regelrecht kaputt fotografiert . Die Verschlüsse hielten damals >50.000 Auslösungen. Hatte insgesamt 3 solcher FM/FE Gehäuse. Die letzte FM2 mit Titanverschluß benutze ich noch immer. Auch meine beiden Digitalen arbeiten seit 2007 und 2010 ohne Mängel.

Ich arbeite damit immer noch in etwa so, wie bei der Diaphotographie, bis zum Druck auf den Auslöser werden alle Bedingungen optimiert: richtige Zeit, richtige Blende, richtige ISO oder Korrektur derselben. Dazu kommen jetzt noch der Weißabgleich und die AF-Einstellungen. Bei Landschaften vom Stativ aus bleibe ich gleich im Manuell-Modus und benutze die Lupe des Live-View zur Kontrolle. Auch Filter kommen weiterhin zum Einsatz: Pol-Filter zur Sättigung (aber nicht für den Himmel bei WW Objektiven) oder Grauverlaufsfilter um den Himmel etwas abzudunkeln.

Die Zusammenhänge  von Zeit x Blende und ISO auf die Belichtung muß ich als Fotograf verinnerlicht haben, um die Schärfe steuern zu können

 

Bildgestaltung

Die Bildgestaltung ist auch so ein Punkt, den man wie die Zeit x Blenden Zusammenhänge auf die Belichtung, lernen kann. Jedenfalls kann man die klassischen Regeln diversen Büchern entnehmen und dann jeweils entscheiden, was man davon auf sein Motiv anwenden will. Hauptsache man nimmt das Motiv aus der Mitte...

Das wären so ein paar einfache Gestaltungsregeln, die Bilder sofort etwas ansprechender machen. Dazu kommen dann noch

Auch damit muß man sich auseinandersetzen. Es gibt genug Literatur dazu, Bücher lesen! Ganz gut für Internet User ist http://camera-wiki.org/

 

Und dann noch meine "Vier-Gründe" Amateurregel, die ich immer wieder in Fotokursen mit einem Augenzwinkern präsentiert habe:

Ein Foto braucht

 

Irgendwann, so nach den ersten 10.000 Bildern (mindestens aber 2-3 Jahren intensiven Fotografierens) findet man dann zu seiner eigenen Bildersprache. Berühmte Fotografen wie Henri Cartier-Bresson haben gesagt, die ersten 10.000 Bilder solle man wegschmeißen. Oder Ansel Adams führte aus, daß "nichts schlechter sei, als ein scharfes Bild von einem unscharfen Konzept." Will heißen, die Bilder, die man wirklich machen möchte, entstehen als Idee im Kopf. Und dann muß man rausgehen, als Natur- oder Reportagefotograf das Motiv finden und richtig umsetzen. Also die Idee - die Kreativität - muß mit dem Handwerk sinnvoll und ernsthaft verbunden werden. Kreativität kann man niemandem beibringen, wohl aber das Fotohandwerk. Wenn beides vorhanden, wunderbar, derjenige hat "Talent", sagt man. Ohne kreatives Schaffen bleibt alles nur Handwerk... Talentierte Fotografen können jede Regel wieder brechen und ein Motiv voll in die Mitte legen, z.B.!

 

Ein solches Motiv schreit geradezu nach einer mittigen Anordnung, die hier noch durch den Einsatz eines 30mm Fisheyes an der Mamiya 645 Super betont wird!  4,5x6 Dia auf Fujichrome Velvia RVP, 50 ASA© Achim Kostrzewa, Horseshoe Bend, Arizona

 

 

Die Entwicklung des Bildes aus dem RAW Format in ein Foto, was meinem Bildeindruck zur Zeit der Aufnahme entsprochen hat

Eine lange, aber wichtige Aussage. Ich verstehe mich nicht als Künstler, sondern als Dokumentar im besten Sinne. Liebe immer noch die Farbwiedergabe des Fujichrome Velvia und so sollen meine Digitalbilder auch aussehen: Farbe und Sättigung wie Velvia. Warum? Weil mir das nach vielen Jahren des sehr flauen Kodachrome 25 u. 64, als Offenbarung erschien, als ich 1990 meinen ersten Velvia 50 in Alaska belichtet hatte.

Warum RAW? Weil hier keine Vorverarbeitung in der Kamera passiert, die sich später nicht wieder rückgängig machen läßt, wie beim JPEG Format! Obwohl JPEG immer besser wird, wie Versuche mit meiner neuen Fujifilm XE-2 zeigen.

RAW liefert ein vom Kontrast her lineares, wenig gesättigtes, nicht geschärftes Positiv, dem man mit wenigen Änderungen "Leben" einhauchen kann: ich hebe meist nur

an. Das ist für mehr als 80% der Aufnahmen ausreichend. Nachschärfen tue ich fast nie. Die Schärfe bei der Aufnahme reicht völlig aus, wenn man sich an die fototechnischen Regeln hält. Hatte ich keine Möglichkeit bei der Aufnahme Filter einzusetzen, bietet sich in Capture NX 2 eine Nachbearbeitung mit dem "U-Point"-Verfahren an, mit dem ich den Himmel leicht dramatisieren kann, wenn das mein Bildeindruck war, ohne wie in PS mit Masken arbeiten zu müssen.

Aus dem fertigen RAW formatiere ich ein JPEG in bester Qualität (100%), ohne die Pixelzahl zu verändern. Das mache ich anschließend im VIEW NX2 durch "binning", in dem ich die Pixelzahl der langen Kante durch 4 teile, die Proportionen beibehalte und das Ergebnis erneut mit bester Quali abspeichere. Binning bedeutet in diesem Fall, ich mache aus 4 Pixeln im Original einen Pixel in der verkleinerten Kopie.

RAW Bildgröße = 4288 x 2848 = 12 MP braucht 12-15 MB Speicherplatz

JPEG Bildgröße = 4288 x 2848 = 12 MP braucht 6-8 MB Speicherplatz

JPEG nach Binning = 1072 x 712 Pixel  braucht 500 KB Speicherplatz, diese Größe benutze ich für meine Web Darstellungen.

Wenn ich noch Fehler beseitigen muß, wie einen schiefen Horizont, mache ich das erst in der Web Darstellung, weil wenn das Bild leicht gedreht wird, ändert sich durch den automatischen Beschnitt die Pixelzahl an den Kanten, d.h. das Bild wird etwas kleiner. Wenn ich das in den ersten Bearbeitungsschritten schon machen würde, müßte ich zum Binning jeweils das Bild so beschneiden, das eine für beide Kanten durch 4 teilbare Zahl erreicht wird. Dann muß der Taschenrechner her, darum mache ich diese Korrektur zum Schluß.

Zu allerletzt käme dann, soweit nötig, der Beschnitt. Das Motiv paßt nicht zum 24 x 36mm "Negativformat", sondern soll als Panorama oder Quadrat präsentiert werden.

Neuseeland: Moeraki Boulders vor Sonnenaufgang. Hier waren Teile des Himmel und des Vordergrundes einfach langweilig und wurden deshalb abgeschnitten!  So entstand aber ein brauchbares Panorama.  © Achim Kostrzewa

Hier nochmals eine Zentralperspektive im quadratischen "Hasselblad-Format." Der kleine blaue See in dem sich der Himmel spiegelt, wird so betont. Die Landschaft ist horizontal dreigeteilt: der Vordergrund führt in den Mittelgrund mit seinem kleinen Hauptmotiv, dem See und weiter in den Hintergrund, der vom Himmel mit seinen attraktiven Wolken dominiert wird.  Mamiya 645 Super mit Sekor 2,8/55mm, 4,5x6 Dia auf Fujichrome Velvia RVP, 50 ASA, beschnitten auf 4x4cm  © Achim Kostrzewa, Norwegen

Mein Workflow ist durch Sparsamkeit und Effizienz gekennzeichnet. Ich verbringe meine Zeit lieber draußen als am Bildschirm.

 

Studium Fotografie

Hab ich leider früher nie die Zeit dazu gehabt und heute brauche ich es auch nicht mehr wirklich. Alles, was ich für meine Arbeit benötige, habe ich gelernt oder mir angelesen und lerne immer noch dazu. Autodidakt eben.

ABER, wer heute dieses Fach studiert, läuft Gefahr sich in den technischen Möglichkeiten zu verlieren. Daher ist ein junger Professor an der Kölner Uni dazu übergegangen, seinen Studenten erst einmal wieder analoge SW Fotografie beizubringen und abzufordern. Da wird mit einer voll manuellen Nikon FM(2) angefangen und 2-3 manuellen Objektiven, Festbrennweiten (WW, Normal, kleines Tele) natürlich, denn die erziehen zum Sehen und sich das Motiv zu erlaufen. "Its more important for a photographer to have good shoes, than a good camera" (Sebastiao Selgado, ehem. Magnum Fotograf). Eben weil man keinen Zoomring hat um bloß dran zu drehen. Man lernt so sehr schnell den Einfluß des Standpunkts der Kamera und der Objektivbrennweite auf die Perspektive.

Ein Ausrüstung bestehend aus: manueller Nikon FM mit 2,8/28mm, 1,4/50mm, 2,5/105mm reicht zum Erlernen der Fotografie völlig aus. Die passenden Sonnenblenden dazu und eine Tasche voll mit SW Filmen wie dem Kodak Tri-X oder Ilford HP-5 und fertig ist die Laube. Dem Landschafts- oder Architekturfotografen sei noch ein stabiles Stativ mit gutem Kugelkopf ans Herz gelegt. Ohne das ist diese Art der Fotografie eher Knipserei... Kaufen kann man diese alten Schätzchen in gutem Zustand z.B. beim Nikon Forum oder Nikon"Classics".

 

So eine Ausrüstung kauft man gebraucht für 5-700 € und kann sie nach Gebrauch auch wieder fürs gleiche Geld verkaufen. Die Preise sind stabil. Mit den SW Filmen geht man in die DUKA und lernt dann auch, das die früheren Fotografen - im Vergleich zu Heute - kaum Manipulationsmöglichkeiten hatten. Die Techniken von "Abwedeln" (=weniger Licht an eine bestimmte Stelle zu lassen) und "Nachbelichten" (=mehr Licht...) reichten gerade mal aus um Fehler abzuschwächen, die durch schlechte Belichtung oder zu großen Kontrast entstanden waren. Mehr als 2 Blenden waren da gesamt nie drin. Dann konnte man noch die Papiergradation von weich bis hart wählen und auch den Entwicklertyp bei der Filmentwicklung, das war's. (Bitte Lesen: Ansel Adams: "Das Negativ", "Das Positiv"; für mich immer noch die besten Lehrbücher über SW Fotografie).

Ein Schnappschuß, auf den ich Stolz bin. Sehen, Einstellen und Auslösen in einem Atemzug. Der Mann vorne im Kaffeehaus (Wien) beim Studium der Zeitung wird durch die zweite Person, die da gerade vorbei geht, im Schatten spiegelbildlich gedoppelt. Das erzeugt eine Spannung im Bild, die sonst nicht vorhanden wäre. Digitalaufnahme Nikon DX, AF 28-85mm, entwickelt mit Capture NX 2   © Achim Kostrzewa

 

Fazit: je besser das Negativ, desto weniger Arbeit in der DUKA!

Das gilt natürlich auch bei Digitalfotografie: alles was ich vor dem Auslösen optimieren kann, brauche ich nicht mühevoll und zeitaufwändig nachzubearbeiten, falls das überhaupt geht.

 

Warum so viele Amateure nicht so recht weiterkommen...

Der wichtigste Grund ist meiner Erfahrung nach, sie üben zu wenig. Es ist wie beim Klavierspielen, da geht auch nix ohne (jahrelanges) üben.

Üben heißt hier: mit nur wenigen Teilen wie im Schlaf umgehen können. Das hindert die meisten daran: immer neue Kameras und Objektive. Man plant einen tollen Urlaub und kauft sich kurz vorher eine neue noch tollere komplizierte Kamera, das gibt immer einen Reinfall. Die Delinquenten kämpfen mit der Technik, statt sie zu nutzen. Ich habe da viele Jahre Erfahrung als Naturführer in Arktis und Antarktis. Die Leute sehen mich dort fotografieren, kommen in meine Vorträge. Sehen Bilder, die ihnen gefallen und kommen dann mit ihrer Kamera draußen oder beim Abendessen zu mir und fragen, wie geht das und wo finde ich jenes im Menue, "Sie haben doch Ahnung..."

Meine Antwort ist dann oft sehr enttäuschend: "tut mir leid, mit diesem Modell kenne ich mich nicht aus..." Will heißen RTFM = read the fucking manual. Und die haben heute Taschenbuchformat! Ich gestehe, ich habe selber meine Bedingungsanleitungen als PDF auf dem Rechner dabei, sollte ich mal eine wenig oder kaum genutzte Anwendung suchen.

TRÜBES LICHT - Typisches Wetter am Portland Canal: Ein Fjord, der von der Inside Passage tief bis nach Hyder in Südalaska reicht. Die Landesgrenze von B.C.(Kanada) zu US-Alaska verläuft mitten im Wasser. Im Vordergrund ein alter, verfallener Landesteg. Das gedämpfte Licht bei Nieselregen und die Staffelung der Berge gibt dem Bild einige Tiefe. Drittelregel, Diagonalen und ein interessanter Vordergrund folgen den klassische Gestaltungsregeln.  TRIOPOD Stativ mit D700 und AF 28-85N @ 65mm, f/10, Grauverlauf Soft, Spiegelvorauslösung.  © Achim Kostrzewa (8/2014)

 

Mein Rat also: ein gutes Gehäuse mit hervorragendem Sucher und für Reportage die Brennweiten 24, 35, 50, 85mm. 35 + 85mm hat viele Jahre lang für viele berühmte Magnum-Fotografen gereicht. Zuviel behindert die Kreativität. Wenige Festbrennweiten fördern sie dagegen! Jetzt hab ich bloß das 35er, brauchte aber mehr Weitwinkel, vielleicht ein 28er oder gar 24er. Wie setze ich das 35er so ein, daß es nach mehr Weitwinkel ausschaut? Da muß ich die Perspektive ändern, dann geht das ganz erstaunlicherweise (natürlich nur in gewissen Grenzen, aber es geht und hilft das Motiv zu retten). Und jetzt sagen Sie nicht, aber der hat doch Zooms, ja hab ich, ABER ich habe erst spät überhaupt ein Zoom gekauft: 1994 das 2,8/80-200. Habe also mehr als 25 Jahre nur mit Festbrennweiten fotografiert.

Und, wenn alle das beherzigen, geht die Fotoindustrie pleite und nur Leica überlebt (nicht, weil die die besten Kameras bauen würden, sondern nur kleine Serien, darum die teuersten), oder alle Hersteller müssen so teuer wie Leica werden...

HELLES LICHT - West-Island: Sonne in der Nacht. Das Bild folgt weder dem Goldenen Schnitt noch anderen Regeln. Aber das Wolkenband oben ermöglichte mir diese Komposition mit ganz tiefem Horizont, die Weite der Landschaft kommt durch die angeschnittene Küste unten und rechts in Spiel und die Wolken rahmen das Ganze von oben ein. Dazu kommt denn noch die Möwe, auf die ich sicherlich 15 Min. warten mußte, als I-Tüpfelchen. © Achim Kostrzewa

AUSSERGEWÖHNLICHES LICHT - Sunset and upcoming thunderstorm over Extremadura, Spain. Die Farben waren wirklich außergewöhnlich, die habe ich nach meinem Seheindruck so gleich entwickelt. Besonders fasziniert hat mich der Kalt- Warm-Kontrast, der zusätzlich noch eine Diagonale ins Bild bringt. Dieses Aufeinanderprallen von Sonne und Gewitterstimmung habe ich in dieser Art vorher noch nie gesehen. Zur maximalen Ausnutzung des Dynamikumfanges des Chips nach der Regel "ETTR" manuell belichtet, das erspart einem oft das HDR, was ich nicht so liebe...

Hier habe ich auch etwas mehr Nachbearbeitung gemacht: mittels des "U-point"-Verfahrens im Capture NX 2 die kalten und warmen Farben im Himmel selektiv verstärkt, und den Kontrast der wachsenden Amboßwolke angehoben, was ohne Masken mit wenigen Clicks geht. 

Nikon D700,  200ASA,  AF-S 4/70-200 VR(off) @ 78mm, f/7,1, exp. manuel to ETTR, mirror up, Novoflex Triopod  © Achim Kostrzewa (4/2015)

 

Der zweitwichtigste ist die eigene "Community", also die Freunde, das Umfeld. Wenn man da den Pixelpeepern aufsitzt, muß man immer das Neueste und Beste haben. Aber lassen Sie sich mal von so einem Bilder zeigen und Sie werden meist enttäuscht sein*. Bei mir traut sich schon lange keiner mehr zu sagen: "och, du hast immer noch die alte Nikon D300 oder D700". Eher höre ich, wenn jemand raus kriegt, mit was für "Steinzeitmodellen" ich arbeite: "man, wie kriegst du bloß diese Qualität hin?" (ungesagt bleibt - mit diesem alten Hündchen, oder der ist ein Gott in Photoshop Nachbearbeitung). Die Antwort verkneife ich mir gerne und denke an Eric Clapton...

*Letzteres habe ich schon als Schüler gelernt. Da war ich Mitglied in der FAG Brühl. Einmal die Woche Fototreffen mit Bildbesprechung. Es war aber eher die Präsentation der Leica Fraktion, gute Bilder waren rar und kamen nur von zwei Leica Leuten und der Nikon Fraktion. Hier war der mit der gammeligsten Altnikon der eindeutig beste Fotograf des Clubs. Neulich war ich in Brühl auf der Ausstellung der FAG, die es immer noch gibt. Der Mann mit der alten Nikon ist immer noch der Beste. Womit er heute arbeitet, weiß ich nicht, ist auch egal, aber er kann's immer noch...

oder um Nestroy zu zitieren: „Kunst ist, wenn man's nicht kann, denn wenn man's kann, ist's keine Kunst (mehr).“ Johann Nepomuk Nestroy (1801-62).

Wenn man das dann alles (digital) in Farbe kann, kann man auch einmal SW probieren:

Ein "Fine Art" Motiv: Teil einer Tür eines Bootsschuppens auf der Hardangervidda in Norwegen. Aufgenommen unter Idealbedingungen mit Makroobjektiv und Stativ sowie Spiegelvorauslösung zur Schärfenoptimierung in RAW (also Farbe). Seitenlicht von schräg oben durch Schleierbewölkung etwas gedämpft. Filterung bei der SW Umsetzung in Richtung Rot, Kontrast gesteigert und leichtes Korn hinzugefügt (bearbeitet mit Capture NX 2, 2013). Meiner Erfahrung nach hätte dieses Ergebnis auf SW-Film mit dem feinkörnigen Ilford FP 4 und einem Gelb-, Orange-, oder leichten Rotfilter (zur Kontraststeigerung) erreicht werden können.

Tür eines Bootsschuppens, Norwegen, 2008. D300, 400ASA, AIS Micro-Nikkor 4/105 mm, manuell belichtet, Bl.11, 1/125sec © Achim Kostrzewa.

"Amateure sorgen sich um die Ausrüstung, Profis ums Geldverdienen, Meister nur ums Licht..."(Autor unbekannt, hab ich im Netz gelesen)

Warum ich immer noch Spaß an analoger Fotografie auf Film habe, findet sich hier. Was man für Digitalfotografie auch bedenken sollte findet sich hier und hier. Interessierte können ja auch noch weiter in meinem Blog stöbern...

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Text und Fotos © Achim Kostrzewa (2/2016)