Walter Trout ohne Sammy Avila… im Nov.18 in Opladen

 

 

Die Band von links nach rechts: Walter Trout, Michael Leisure (drums), Johnny Griparic (bass), Andrew Elt (g,voc), Teddy Andreadis (keys). Wenn man als Fotograf direkt vor der Bühne steht, braucht man noch mehr Weitwinkel, um alle gemeinsam aufs Bild zu bekommen...   Foto © Achim Kostrzewa

 

Walter Trout ist ein Klasse Bluesrocker, aber ohne seine Backing Orgel nicht mehr in der Lage ein ganzes Konzert kräftemäßig alleine voll durchzuhalten. Das will ich nicht kritisieren, denn er ist bedingt durch seinen frühere Lebererkrankung und die folgende Lebertransplantation durch ein gesundheitliches Tief gegangen, was man niemandem wünschen kann. Er hat sich wieder hochgerappelt und weiterhin Spaß an seiner Musik und wir im Publikum auch. Aber ein Teil des Drucks kam immer zweifellos von der Orgel und seinem langjährigen Organisten Sammy Avila, auch Slammin‘ Sam oder Hammond Sam genannt, der mit B 3 und 122er Röhrenleslie für die druckvolle Overdrive Basis von Trouts Musik sorgte, die Rhythmusgitarre ersetzte und auch immer genug Platz für Hammer harte eigene Soli hatte (siehe CD - Walter Trout „Unspoiled by Progress“ (von 2009) oder Walter Trout - Complete Set Jan 24, 2017 on LRBC #28  https://www.youtube.com/watch?v=vOMNd5065lY). Das Zusammenspiel erinnerte mich an Jon Lord und Ritchie Blackmore oder Gary Moore und Don Airey... Mit dem "Neuen" klappt das nicht so richtig.

 

Zusammenspiel klappt noch nicht: Walter Trout und Teddy Andreadis.    Foto © Achim Kostrzewa

 

Dieser Sammy ist nun ohne ein erklärendes Wort von Walter Trout in der Versenkung verschwunden. Wo ist Sammy????

 

Teddy Andreadis an den Keys: Klon Hammond mit zusätzlichem Midi Piano (rechts on Top). Vernünftig Klavierspielen kann man auf einer Orgelklaviatur eher nicht... Hier kam mehr Show als gute Musik, leider.   Foto © Achim Kostrzewa

 

Statt seiner jetzt ein kaum hörbarer Keyboarder, der mit der Hammond nur mäßig umgehen kann: Teddy „Zigzag“ Andreadis, spielte auf der Bühne eine gerade erst ausgepackte Klonorgel „Viscount Legend“ immerhin mit dem gleichen Leslie 122, was Sammy auch auf der Bühne lange Zeit benutzte. Zu hören war er kaum, um was ich hörte, sagte mir, das Bluesrock nicht gerade seine Musik zu sein schien… Und das liegt nicht an der Orgel, die habe ich mal ausprobieren können: mit einem Röhrenleslie dahinter ist sie so gut oder schlecht wie jeder andere Klon.

 

Toller Bassist, Johnny Griparic ist auch schon länger dabei.   Foto © Achim Kostrzewa

 

Geholt hat diesen Keyboardmann – eigentlich wohl ein Pianist, was vieles erklären würde - der hervorragende Bassist Johnny Griparic. Die haben nämlich beide mal in Slashs Band (ex Guns’n’Roses) gespielt. Also können müßte der was, bloß bei diesem Konzert hab ich nix davon gehört! Zu neu, keine Zeit für Proben, keine Ahnung? Jedenfalls war ich ziemlich enttäuscht…

Andrew Elt (g, voc) kam für zwei Stücke als Verstärkung auf die Bühne, der Roady der Band war um Längen besser als der Keyboarder! Eine sehr gute Ergänzung zu Trouts Gitarre. Wenn er also keinen eingeladenen Kollegen mit auf der Bühne hat - wie so oft - wäre Andrew sicherlich die bestmögliche Ergänzung und Entlastung. Zwei Stunden die Bühne rocken geht an die Kräfte, ganz klar.

 

"Alt" Band Mitglied Michael Leisure an den Trommeln war ebenfalls wie immer überzeugend.    Foto © Achim Kostrzewa

 

Der Meister an der Blues Gitarre, Walter Trout, ist sehr nachdenklich geworden. Er redet lange über seine Erkrankung und das Glück eine Spender-Leber bekommen zu haben. Er spricht ausführlich über die Bedeutung von Organspenden. Alles sehr wichtig, ABER ich bin gekommen um Musik zu hören! Blues ist manchmal etwas deprimierend. Das liegt in der Natur der Sache, seinen Ursprüngen auf den Baumwollfeldern entlang des Mississippi. "Moaning" gehört zum Blues, aber nur wenn man das auch textlich verarbeitet. Wir sind alle froh über Walters Gesundung und auch darüber, daß er wieder Gitarre spielen kann und will. Irgendwie fühle ich mich aber genervt, wenn ich zu einem Konzert gehe und von der Bühne runter 10 Minuten sprachlich belehrt werde. Da paßte eine ganze Nummer mehr rein, am besten eine von den alten Krachern...  Foto © Achim Kostrzewa

 

Walter Trouts Finale war noch das beste des Abends: "Goin' Down" der Kracher aus seinen guten Tagen. Ein Freddie King Titel, dessen kraftvolle Akkorde im Refrain abwärts lauten D-C-A-F-D: "down down down down down", um wieder auf dem D zu enden.

Mein Fazit des Abends: War früher besser, frischer, kraftvoller! Vor allem Sam Avila hat mir gefehlt: wenn ich ganz ehrlich bin, war er es, weswegen ich eigentlich nach Opladen gefahren bin. Jetzt hab ich den Blues... An sich wollt' ich ja nie schlechte Kritiken schreiben, aber ein bißchen Jammern auf hohem Niveau, "moanin' the Blues" darf erlaubt sein. Und ich weiß immer noch nicht, wo Sammy abgeblieben ist. Von Walters Seite ist er einfach verschwunden, nach 18 Jahren Bandzugehörigkeit...

 

Text und Fotos © Achim Kostrzewa (12/2018)