Hirschbrunft - Hoge Veluwe Nationalpark, NL

In die Veluwe wollte ich immer schonmal. Mein Kollege Rob hat dort nun über 40 Jahre lang Greifvogelbestände und deren Ökologie untersucht. Das allein wäre Grund genug. Und dann gab es da noch ein Foto im "Forum für Naturfotografen" über einen Fotografen-Hot-Spot für die Hirschbrunft. Also letzten Samstag die Kameras ins Auto gepackt, etwas zu essen und trinken und ab geht es. 220 km über die leere Autobahn bei Richtgeschwindigkeit dauert etwas über 2 h, bei 4,8 l/100km,  was das Gewissen wieder etwas beruhigt.

Angekommen am Parkeingang drücken wir erstmal knappe 25,- Euronen Eintritt für 2 Personen und das Auto ab. Soweit okay. Die Parkstraße führt mitten durch die teilweise offene Heidelandschaft mit ausgewiesenen Wander- und Fahradwanderwegen, Parkplätzen, einer mobilen Kaffee- und Waffelbude (?) und einigen Wiesen, wo ab spätnachmittags die Hirsche röhren sollen.

Karte Hoge Veluwe NP:  die beiden Parkplätze Blickrichtung Ost an der "Wildbaan" sind die Plätze für die Hirsche...

 

Wir fahren erstmal alles ab, zur Orientierung. Die Hirschwiesen für die Fotografen sind teilweise vor Mittag beparkt. Die Vollformat-600mm-Profis habe ihre Gitzo und Sachtler Stative schon an den optimalen Stellen aufgebaut. Ich sehe >90% holländische Autonummern, aber auch einige Deutsche. Wir suchen uns ein schönes Picknickplätzchen im Schatten der Kiefern, beobachten einen Mäusebussard und eine Sperberdame, und verzehren unsere Mahlzeit aus frischen, zu Hause selbst gemachten Antipasti, Brot und Obst. Dann geht es zu den Hirschen. Kurz vor 14:00 ist schon alles zugeparkt, aber ein Plätzchen am Rande der Schlange ist noch frei. Da ist es auch nicht so eng. Ich kann mich diagonal hinstellen, weil sonst der Kofferraum bis auf die Straße reichen würde. So haben wir reichlich Platz für zwei Stative und bequeme Stühle für ein kleines, postprandiales Nickerchen.

Zwei Stative mit 300mm (plus TC14) am Halbformatsensor (DX) und 70-200 am Vollformatsensor (FX) sichern erstmal der Fotoplatz. Sonne und Schatten wechseln schnell. Fuji X E-2, 24mm AIS Nikkor  © Achim Kostrzewa

 

Die Hirsche kommen immer erst gegen 16:00, der Andrang ist zumindest am Wochenende so groß, daß man früh da sein sollte. In der Sonne strahlt die Heide! Man sieht überwiegend Zooms der Klasse 100-400 oder 200-500. Die Festbrennweiten sind bei weitem in der Minderzahl.  Fuji X E-2, 24mm AIS Nikkor  © Achim Kostrzewa

 

Die Hirsche kommen immer erst gegen 16:00, nachdem der Ranger ein paar Eimer mit Äpfeln auf der freien Fläche verteilt hat! Eine total "natürliche" Situation also ;-). Man hört die Bullen schon im Wald röhren und dann, kurz vor vier Uhr treten sie aus dem Wald. Meinem Standort direkt gegenüber. Das Licht ist gerade weg und der Hintergrund so unruhig, daß man kaum zwischen den Hirschgeweihen und dem Gestrüpp unterscheiden kann. Kein gutes Foto möglich! Aber kommt Zeit, kommt Licht.

 

Dieser Hirsch hat sein Rudel schon zusammen, jetzt wird erstmal gefressen...  © Achim Kostrzewa

 

Die Distanz beträgt 50-100m je nachdem, wo man steht (FX mit 200mm)  © Achim Kostrzewa

 

 

So ein bisschen Aufpassen ist aber dennoch angesagt, insgesamt sind vier Bullen anwesend, von denen zwei eindeutig abgeschlagen sind. Also ein wenig "rumröhren", um die Damen beeindruckt zu halten, muß schon sein. Aber man merkt, daß die heiße Phase an diesem letzten Septemberwochenende bereits vorbei ist.  2 x mit Nikon DX, 300mm mit TC14 (630mm equiv.)  © Achim Kostrzewa

 

Fazit: Für "Wild"-fotografen eine gute Möglichkeit zu aussagekräftigen Fotos zu kommen. Mind. 600mm müssen schon sein. Unter der Woche sicherlich weniger los. Aber ein rechtes Wildlife Feeling will bei mir nicht aufkommen. Mit den vielen Leuten um mich rum hab ich eher so ein wenig "Zoo"-Feeling, wenn auch ohne Zaun. Aber die Landschaft ist schön, es gibt sicherlich noch viel anderes zu entdecken, wenn man mehr Zeit und Fahrräder dabei hat (kann man auch dort leihen). Es ist so ein bisschen, wie bei den Kranichen am Bodden... Irgendwie hinterläßt es bei mir einen faden Geschmack.

Text und Fotos © Achim Kostrzewa (1.10.16)