Die abendlichen Sonnenuntergänge sind spektakulär !
Text & Fotos: © Achim Kostrzewa 7/2025, kein Nachdruck erlaubt, Zuwiderhandlung wird verfolgt! Diese Reise wurde komplett von meiner Frau Renate privat organisiert und gebucht.
Azoren 2025 - Pottwale gucken & fotografieren, nicht so einfach
Wir sind auf die Azoren „geflohen“, um der Hitze zu entkommen. Aber nicht nur der Hitze wegen, sondern wollen den Urlaub auch nutzen, um nach Walen, besonders Pottwalen zu schauen. Genau genommen war das mit der Hitze nur ein positiver Nebeneffekt, weil Renate hatte die Planung schon mit fast zwei Jahren, wegen der beiden zu mietenden Häuschen mit Meerblick, eine sehr knappe Recource, im Vorlauf. Ziel sind die Hauptinsel, Sao Miguel, für die wir uns zwei Wochen Zeit nehmen wollen und dann Pico für eine weitere Woche. Die Vulkane sind eine weiteres Argument für diese Inselgruppe. Derzeit sind es hier tags 20-25°C und des Nachts eher 15-19°C, immer mit einer leichten Seewindbrise, toll. Für die engen, kurvenreichen Inselsträßchen der Hauptinsel haben wir einen kleinen Citroen C3 gemietet.
Der erste Abend auf
unserer Terrasse: sieht fast wie Neuseeland aus: Pohutukawas und Araukarien. Die
Botanik ist von überall her zusammen gesammelt. Foto:
©
A.Kostrzewa
Wir reisen wieder nur mit kleinem Fotobesteck: Der Laptop kommt mit, eine
abgespeckte Fotoausrüstung auch. Die Fuji X-E2s mit XF 2,8/14, XF 2/18 & XF
2/50mm sowie eine Nikon mit manuellem 28mm WW, 70-200 AF-S Zoom und Tele (420mm)
müssen reichen. Wenn ganz naß werden sollte noch die Olympus TG-5 UW-Kamera. Es
soll auch diesmal in erste Linie ein Urlaub sein... Kameras und Objektive passen
alle in der LowePro AW300.
25.6.: Mittags machen wir einen 35km Abstecher nach Punta Delgada (dauert 50 min.), um für Samstag eine Waltour auf einem Katamaran zu buchen. Erhoffe mir davon eine solidere, trockenere Fotoplattform. Morgen haben wir ja die spezielle Pottwaltour mit dem Festrumpfzodiac auf der Nordseite gebucht, mal sehen ob‘s klappt und wie’s spritzt… Auch heut' Abend noch starker Wind, auf den Wellen thronen kleine Schaumkronen, tippe daher auf Stärke 6 = 39-49 km/h. Das ist das Maximum, wo wir mit Gästen noch Zodiac fahren können, aber wir haben die kleineren MilPro Zodiacs für 8-10 Leute in Arktis und Antarktis. Sind schon auf Morgen gespannt, denn die Wochenendtouren sind wohl schon lange ausgebucht. Wir bleiben flexibel und haben bis nächsten Freitag bei angenehmen Temperaturen Zeit.
Do.: Das Frühstück ist verregnet, richtiger „schottischer Drizzle“, dann kommt um 10:00 die Sonne raus. Der Wind hat deutlich nachgelassen, was Meer scheint ruhig von hier oben. Um 11:30 fahren wir los. 13:00 soll es los gehen mit dem Boot, wir sind sehr gespannt.
1. Pottwaltour mit dem Speedboot
Die einzige „Pottwaltour“ ins Pottwalschutzgebiet wird auf der Nordseite von
Rabo de Peixe aus von der Firma Futurismo angeboten und nur mit
einem hochmotorisierten „Festrumpfzodiac“: das ist ein Stahlrumpf mit einem
Schlauchbootring außen rum für 16 Personen. Wir haben einen Bootsführer und
einen kenntnisreichen Biologen an Bord. Ein richtiges Zodiac® für 8 Personen
wäre das MilPro, was quasi alle Exkursionsschiffe in der Arktis und
Antarktis benutzen. Das hat große Vorteile: Es ist ganz aus „Gummi“ hat einen
aus vier Teilen zusammengesetzten Holzboden, der auf dem Gummiboden aufliegt und
ist dadurch sehr flexibel, wenn wir mal versehendlich über ein paar Wellenkämme
springen, sehr Rücken schonend. Unser Exkursionsboot hat gepolsterte Sitzbänke
mit Rückenlehne und einem Bügel vorne zum Festhalten. Der feste Rumpf knallt
jedesmal bis auf die Wirbelsäule durch, vorne ist es am schlimmsten, wenn das
Boot springt, so haben wir beide heute „Rücken“. Bei dem Tempo und leider viel
Wind heute, das bei der Suche nach dem Walen nötig ist, ist das Springen des
Bootes unvermeidlich. Wir werden vorne auch ganz schön naß, sind aber
„wasserdicht“ in unsere eigenen Zodiacsachen eingepackt. Fotografieren kann ich
nur mit der Olympus TG-5 (25-100mm, KB-equiv.), die ist UW, also wasserdicht bis
4 m. Wir finden eine Schule von ca. 100 Fleckendelfinen, die das Boot bei
mittlerer Geschwindigkeit umspielen. Da geht nur „point and shoot“, die Ausbeute
ist mager, aber immerhin man gewinnt einen Eindruck.
Fleckendelfine spielen mit unserem langsam fahrenden Boot. Oly TG-5. Fotos: © Achim Kostrzewa
Nun die Pottwale, wir fahren oder besser fliegen über die Wellen, es ist schlimmer als Galopp im Gelände auf einem durchgehenden Pferd. Wir haben uns jetzt nach hinten gesetzt, nachdem wir zweimal vorne einen richtigen Tritt ins Kreuz abbekommen haben…
Pottwale: eine Schule von sieben Walen vor uns! Drei davon in
enger Gruppe. Wir tuckern langsam weiter und ich fische meine Telekamera aus dem
Drybag, der auf meinen Füßen steht oder am Festhaltebügel hängt. Mache einige
Bilder mit 300 + TC14. Die typische, hohe Stirn des oberen Wals ist gut zu
sehen, leider schon außerhalb der wirklichen Schärfezone.
Durch die Wackelei verliere ich die Wale aber zu schnell und wechsle auf 70-200. Das geht etwas besser. Das Bild zeigt beim hinteren Wal das Blasloch und der Vordere schwimmt auf dem Rücken! Man sieht das typische kleine stark bezahnte Maul. Pottwale sind Zahnwale und tauchen sehr tief, bis zu 1.000 Metern: sie fressen dort z.B. große Kalamare, die sie in der Dunkelheit durch Echoortung finden. Fotos: © Achim Kostrzewa
Es ist eng auf dem Boot, jeder hat gerade mal soviel Platz,
wie auf einem Motorrad. Schlechte Bedingungen fürs Fotografieren: der Standpunkt
ist bei dem Wellengang wie heute, einfach zu niedrig. Pottwale liegen ähnlich
wie Blauwale tief im Wasser. Am Samstag haben wir den Katamaran auf der Südseite
gebucht... Foto mit Oly TG-5
Wenn ich nicht so geübt in der Arbeit vom wackeligen Boot aus wäre, wären die Bilder noch schlechter ;-) Foto: © Achim Kostrzewa
2. Waltour mit dem Katamaran von Punta Delgado aus
Mittwoch mittags machen wir einen Abstecher nach Punta Delgado, als Vorexkursion sozusagen, um für Samstag eine Waltour auf einem Katamaran zu buchen. Erhoffe mir davon eine solidere, trockenere Fotoplattform. Das Schiff sieht schonmal ganz gut aus...
Sa.: Heute wieder Walexkursion. Um es vorweg zu sagen mit „Picos de Aventura“ war das eine echte Pleite. Wir haben drei Pottwale, Flecken- und den Gemeinen Delphin aus deutlicher Distanz „gesehen“ haben aber nur jeweils kurz verweilt (5 min vielleicht), um dann gleich weiterzubrettern! Wozu? Die anderen Boote sind viel länger vor Ort geblieben. Da wo die besten Aktivitäten waren mit springenden Delfinen z.B., ist der Kapitän gleich vorbeigefahren?! Fotos sind quasi alle unbrauchbar, zu klein, teilweise unscharf, zu weit weg, trotz 420mm. Wir werden versuchen nächste Woche mit „Futurismo“, mit denen wir auch auf der Nordseite erfolgreich waren, noch ein Plätzchen auf deren Katamaran zu bekommen…
Die Fotoposition ist an sich optimal, man steht vorne etwa 5 m über dem Wasser. Auf dem Oberdeck hätte man etwa 8 m. Kreuzende Delfine, hier der "Gemeine" Delfin, da ist gerade mal die Schnauzenspitze scharf, der Kapitän dreht schon wieder ab. Kein Nachschuß möglich... Fotos: © Achim Kostrzewa, Renate Kostrzewa mit Samsung Handy
Das Boot ist mit Kapitän, einem Deckhand, und drei weiblichen Guides bemannt, letztere trinken auf dem Oberdeck Kaffee und stecken die Köpfe zusammen, fallen aber nicht durch weitere Aktivitäten in Richtung der Gäste auf. Absolut nicht empfehlenswert !!!
Der dritte Versuch dann mit Futurismos Catamaran Cetus
Di.1.7.: 13:30 -16:30 ab Kai Punta Delgada. Wir fahren um 12:00 von zu Hause los und sind kurz vor eins in der praktischen Tiefgarage direkt am Hafen. Checken sofort ein und suchen uns ein schattiges Plätzchen mit was Kaltem zum Trinken und mümmeln ein frisches Brötchen mit einheimischen Heukäse, lecker. Dann geht’s nach der obligatorischen Einweisung endlich los. Hier sind sechs Biologen an Bord die Protugisch, Spanisch, Englisch und sogar Deutsch sprechen. Zwei Mannschaften und der Bootsführer. Kein Vergleich zum dünn besetzten "Picos" Boot. Heute ist es wieder welliger, aber die Cetus liegt ruhig trotz der hohen Geschwindigkeit.
Foto der Page von Futurismo entnommen: https://www.futurismo.pt/de/unser-fuhrpark/
Da ruht er nun, japsend vor Sauerstoffmangel und lädt sich Lungen und Muskeln für einen neuen Tauchgang auf.
Wir brettern wieder etwa ein Stunde nach Südwesten, bis wir auf einen einzelnen Pottwal treffen (Walbeobachtung Ansage 14:35), der sich an der Oberfläche von seinem Tauchgang ausruht. Einzelne Pottwale sind möglicherweise überwiegend Männchen. Wir nähern uns sehr langsam und sind nah genug für Fotos von 15:05 – 15:17, laut den EXIFs. Später hat der Wal genug von uns, wir sind zwischenzeitlich vier Boote, oder wieder Hunger und taucht ab: Fluke von 15:16,39.0 – 15:16,42.4, Wal braucht zum Abtauchen 3 sec.+4/10sec. Ich bekomme 16 Bilder von allen Phasen und bin happy.
Sauerstofftanken beendet und schon gehts wieder abwärts... Fotos: © Achim Kostrzewa
Sonst sehen wir nichts, keine Delfine. ABER für mich ein schöner Abschluß. Auf der Hin- und Herfahrt habe ich noch gute Gelegenheiten Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectris borealis, engl. Cory's Shearwater) zu fotografieren, die wir nachts um unser Haus herum hören. Sie rufen AUA-Aua…
... tagsüber sind sie auf Nahrungssuche über dem Meer unterwegs. Mangels Dixieklo wird in die Luft geschissen, da muß man auch als Fotojünger aufpassen. Fotos: © Achim & Renate Kostrzewa
Für die gesamte Population im mittleren und südlichen Atlantik werden ca. 500.000 Vögel geschätzt. Sao Miguel soll laut lokalen Quellen etwa 30.000 BP und Pico ca. 3.000 BP beherbergen. This species breeds in the Azores and Madeira (>85% of the global population) Source: birdlife.org/factsheet. Zu den Auswirkungen der Vogelgrippe gibt es bislang keine belastbaren Daten.
Vorläufiges Fazit für die drei Touren auf Sao Miguel:
Die beiden Futurismo Trips waren kenntnisreich geführt und selbst auf dem Speedboot sorgte der Skipper dafür, das ich von meinen Platz hinten, fotografieren konnte. Er dreht das Boot jeweils so bei, das es für mich auf meiner Seite möglich war! Alle anderen Gäste hatten nur Smartphones dabei. Auf der Cetus war gut Arbeiten möglich, aber leider gab es überhaupt nur einen Pottwal zu bestaunen. Ich nutze aber die Möglichkeiten hier auch brauchbare Fotos der Gelbschnabel-Sturmtaucher zu schießen. Picos de Aventura ist m.E. nicht zu empfehlen, der Kapitän hatte "Hummeln im Hintern" und fuhr nach der Sichtung von Delfinen und Wahlen gleich weiter ! Warum, muß man sich fragen??? Aber er war auf die Minute pünktlich zurück im Hafen. Touristen, egal, die haben ja alles gesehen und kommen sowieso nicht wieder...
4. Waltour jetzt auf Pico
Hier gibt es zwei Häfen: 1. von Lajes do Pico mit Futurismos Speedboot, war ausgebucht und 2. von Madalena mit Pico Sports, die bieten einen "Katamaran" Reefcat an, da war noch was frei, das haben wir dann nach Mail- und Telefonkontakt sogar auf Deutsch quasi blind buchen müssen: keine gute Idee sich auf deren Aussagen zu verlassen. Morgens um 8:30 sollte es schon losgehen:
Oh Schreck, die Reefcat ist alles andere, bloß kein Katamaran! Es schaukelt/rollt fürchterlich, man muß den Rücken gegen die Bank drücken und die Füße vor die Bordwand stellen, sonst geht nichts mit Fotos mit einer richtigen Kamera! Oben auf der Brücke wird die Schaukelei noch schlimmer. Gleichzeitig die teuerste Fahrt mit 79,-€ p.P. Fotos: © Achim Kostrzewa
Di.: Wir fahren um 7:00 los, nach Madalena, wo wir bei Pico Sports die Waltour mit dem kleinen Katamaran gebucht haben. Von wegen Katamaran, die Reefcat ist ein normales Boot mit einem Rumpf und einer hohen Brücke. Beim heutigen Wellengang und dem ewigen starken Rollen, wundert mich überhaupt einige Fotos erfolgreich geschossen zu haben, eingekeilt zwischen Sitz und Bordwand. Bei solchen Bedingungen gilt ja: eine Hand immer für den Mann. Nun kann man mit Tele einhändig nicht vernünftig zielen und auslösen ?!? Anyway, drei brauchbare Flukenbilder hab ich hinbekommen und auch ein paar Fleckendelfine mit den 70-200… Nicht empfehlenswert!
Besser als nix allemal, Tour und Boot sind nicht zu empfehlen: Bootsführer nimmt auf Fotografen keinerlei Rücksicht. Hier das beste Foto vom Fleckendelfin mit 145mm, sie sind extrem schnell, meist hab ich nur noch die Schwanzfluke erwischt…Oder eben wegen der enormen Schaukelei vorbeigeschossen :-( Fotos: © Achim (3) & Renate Kostrzewa (1)
Walmuseum auf Pico
Do.: Walmuseum in Sao Roque, eine ehemalige komplette Walfabrik. Walfang von 1860 – 1987, nach dem Verbot 1984 wurde auch hier der Walfang allmählich gestoppt. Höhepunkt 1896-1949, bis 1949 wurden etwa 12.000 überwiegend Pottwale von kleinen Ruderbooten aus mit Handharpunen erlegt. Sie wurden vom Flenskanal im Hafen gleich mittels Stahlseil in die Fabrik gezogen und der Speck zu Walöl verarbeitet. Die Köpfe wurden abgetrennt, um an der „Walrat“ zu gelangen, eine wachsartige Substanz der Melone des Pottwals (Physeter macrocephalus), die im Prinzip eine überdimensionierte Melone der Delfine darstellt. Dieses weiße, weiche, schwammige Gewebe befindet sich über den Kieferknochen und ist mit Spermaceti/Walrat gesättigt. Da verschiedene Bestandteile unterschiedlich im Organ verteilt sind, dient es als eine Art „akustische Linse“ für die Echoortung (s.o.). Wale sehen schlecht, machen sich aber damit ein akustisches Bild von ihrer Umgebung. Bei Tauchtiefen von max. ca. 1.000m gibt es sowie so kein Licht mehr. Nachdem der Walfang eingestellt war wurde er kurz darauf von Walbeobachtungen abgelöst: Boote und Personal waren ja bereits vorhanden. Heute studieren viele junge Leute Meeresbiologie an der Azorenuniversität in Ponta Delgada und bevölkern nach ihrem Bachelor oder gar Master die Walboote als Guides.
Der Fang der langsamen Pottwale wurde von Ruderbooten mit Handharpunen ganz klassisch betrieben. Fotos: © Achim Kostrzewa
Fazit Pico: auf alle Fälle ins Walmuseum!
Die Reefcat von Pico Sports ist zu teuer und bringt für richtige Fotografen mit richtigen Kameras nix. Man wird nur durchgeschaukelt. Auf Pico dann eher Futurismos Speedboot versuchen.